S – Sozialpartner Mensch
Die deutsche reiterliche Vereinigung (FN) hat im Jahr 2001 eine Marktanalyse „Pferdesportler in Deutschland 2001“ (IPSOS-Studie, 2001) in Auftrag gegeben, deren Ergebnis unter anderem ist, dass Reiter und Pferdehalter heute meist eine hohe emotionale Bindung an ihre Tiere haben und ihre Pferde als eigenständige, nicht austauschbare Bindungspersonen, deren Wohlergehen ihnen sehr am Herzen liegt, betrachten.
Von Seiten der Pferde werden die sie betreuenden Menschen als Sozialpartner betrachtet. Sie werden von den Pferden automatisch entsprechend ihrem natürlichen Herdenverhalten in eine Rangfolge eingeordnet.
Der Mensch sollte unbedingt versuchen, eine ranghöhere Position als das Pferd zu erreichen. Schafft er das nicht, wird der Umgang mit dem Pferd sowie dessen Ausbildung zum Problem für den Menschen, da das Pferd ihm nicht vertraut und demzufolge selbst die Führung zu übernehmen versucht.
Auch eine ranggleiche Position ist problematisch, da sie das Pferd permanent veranlasst zu testen, wer die Führung hat. Aus diesen Machtkämpfen entwickelt sich Problemverhalten beim Pferd, das dem Pferd als Untugend ausgelegt wird.
Wir erreichen eine ranghohe Position beim Pferd eher durch psychische als durch physische Stärke. Wissen um das Verhalten der Pferde, Erfahrung und Selbstvertrauen und absolute Konsequenz lassen uns Menschen über die Pferde dominieren. Nur so geben wir den Pferden die erforderliche Sicherheit und gewinnen ihr Vertrauen und die Führung über sie. Die tägliche Pferdepflege, die Fütterung und die gemeinsame vertrauensvolle Arbeit miteinander verstärken dann die positive Kommunikation zwischen Pferd und Mensch.
Nie werden Menschen die Führung über der Pferde mit Hilfe von Gewalt und körperliche Stärke erlangen und jedes Zögern und jede Unsicherheit wird als Schwäche empfunden, was dazu führt, dass das Pferd versucht, die Position des Ranghohen zu erlangen.
Diese angeborenen Verhaltensweisen werden heute auch in pferdegestützten Managements- und Persönlichkeitsbildungsseminaren angewendet. Hier fungieren die Pferde als Spiegel der Menschen und kein noch so autoritärer Auftritt täuscht über innere Unsicherheiten hinweg. Es ist spannend zu beobachten, wie es oft völlig unscheinbaren Menschen, die in sich ruhen, gelingt, die Führungsposition zu übernehmen.